Soldaten sind Mörder. Im Krieg wird systematisch zerstört und getötet. Darüber wird ausführlich berichtet, unter besonderer Hervorhebung der Grausamkeit des Gegners.
Die Zahl der eigenen Opfer, der im Krieg gefallenen, unheilbar verstümmelten und heilbar verletzten Soldaten bzw. Soldat:innen, ist jedoch ein Kriegsgeheimnis.
Wer wissen will, wieviele ukrainische und russische Soldaten bzw. Soldat:innen Opfer des Krieges geworden sind, findet online sehr viele sehr unterschiedliche Angaben aus sehr unterschiedlichen Quellen. Je seriöser diese Quellen sind, desto eindringlicher weisen sie darauf hin, dass wie es nicht wissen, dass es keine belastbaren Zahlen gibt.
Jeder Kriegsherr redet gerne und viel über viele Opfer beim Gegner: “So viele Gefallene,… Wir haben fast gewonnen,… Der Sieg ist zum Greifen nah,… Nur noch eine kleine Anstrengung…”
Kein Kriegsherr redet gerne über die eigenen Opfer. Wer will schon seinen Soldaten bzw. Soldat:innen vorrechnen, dass sie ein Risiko von 1:x oder x% eingehen, getötet, verstümmelt oder verletzt zu werden? Welche Zahl auch immer wahr ist, x ist im Krieg nie Null, und das ist kein schönes Thema, nicht motivierend.
Auf der ukrainischen Propagandaplattform Ukrinform und auf der russischen Propagandaplafform RIA Novosti können Sie tagesaktuell verfolgen, dass über eigenen Verluste nicht und über Verluste des Gegners mit Hingabe “berichtet” wird.
Ich beteilige mich nicht an Spekulationen, wieviele Gefallene der russisch-ukrainische Krieg Russland und der Ukraine bisher tatsächlich beschert hat.
Wir als einfache Öffentlichkeit, ohne Zugang zu mit “Verschlusssache – Streng vertraulich” gekennzeichneten Dokumenten, werden das erst nach dem Krieg, im Zweifelsfall ziemlich lange danach, erfahren. Und auch dann werden die Zahlen möglicherweise noch jahre- oder sogar jahrzehntelang umstritten sein. Sicher ist nur, dass alle Angehörigen wissen werden, wen sie in diesem Krieg verloren haben.
Statt noch einer Spekulation über die Verluste der russischen und der ukrainischen Armee hier als Anhaltspunkt für die zu erwartende Größenordnung eine Zahl aus einer anderen europäischen Kriegsserie der jüngeren Vergangenheit:
Laut Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg gab es in den 1990er Jahren in den Jugoslawienkriegen insgesamt 200.000 Tote, Zivilist:innen und Soldat:innen der beteiligten Armeen. Ja, der Krieg ist in den 1990er Jahren nach Europa zurückgekehrt. Der Bosnienkrieg gab 1995 den Anstoß zur Gründung des Friedensbündnisses Karlsruhe.
Zurück zur Gegenwart.
Im russisch-ukrainische Krieg hat schon vor der Eskalation am 24. Februar 2022, in der Bürgerkriegsphase zwischen 2014 un 23. Februar 2022, zahlreiche Opfer auf beiden Seiten gegeben. In Anbetracht der jetzt eingesetzten Waffen sind die Opferzahlen jetzt vermutlich höher.
Jede:r einzelne Tote, jede:r einzelne Verstümmelte, jede:r einzelne Verletzte ist eine:r zu viel. Ihnen allen gehört mein Mitgefühl.
Ganz besonders fühle ich aber mit dem letzten Toten und dem letzten Verstümmelten vor dem Waffenstillstand, und mit deren Angehörigen. Das Morden und die Zerstörung werden enden, aber die Toten werden nicht wieder lebendig und die Verstümmelten nicht wieder heil
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