Unterdessen in den Partnerstädten

Karlsruhe hat eine aktive Partnerschaft mit Winnyzja in der Ukraine und eine inaktive mit Krasnodar in Russland. Deshalb verfolge ich Nachrichten aus beiden Städten regelmäßig. Heute gibt es endlich einmal eine klitzekleinen Auszug, der hoffentlich dazu beiträgt, das Mitgefühl für die mit uns verpartnerten Städter:innen zu steigern. Denn sowohl in Winnyzja als auch in Krasnodar wird unter dem Krieg gelitten.

Dass die Menschen in Winnyzja unter Luftangriffen (Drohnen und Marschflugkörper) leiden, wird in der Karlsruhe Stadtzeitung regelmäßig berichtet, deshalb hier nur eine kurze Erwähnung. Dass auch die Region Krasnodar regelmäßig angegriffen wird, insbesondere die Raffinerie als bevorzugtes militärisches Ziel der ukrainischen Drohnen, ist hier vielleicht weniger bekannt (Bericht der oppositionellen Meduza).

Sowohl in Winnyzja als auch in Krasnodar ist die Wehrpflicht bzw. die Ermunterung, sich freiwillig an die Front zu melden, ein großes Thema.

Winnyzja hat sogar landesweit Schlagzeilen gemacht, mit besonders energischen Protesten gegen die robusten Methoden der Wehrämter, die wehrpflichtige Männer auch schon mal auf der Straße aufgreifen. Im Sommer wurde das Stadion blockiert, in dem das Wehramt Wehrpflichtige “geparkt” hatte (Bericht des Telegraf, eine Art ukrainische Bild-Zeitung) und das Wehramt wurde angegriffen, danach gab es Verhaftungen (Bericht mit Video Kanal24). Andererseits gibt es in der Ukraine wie in Russland die Möglichkeit, einem Strafverfahren per Mobilmachung zu entgehen. Immerhin 425 solcher Fälle wurden in der Region Winnyzja gezählt (Bericht Suspilne Winnyzja).

In Krasnodar gibt es laut staatstragenden Medien natürlich keine Proteste, dafür spricht die ganz offizielle Werbekampagne in Krasnodar eine desto deutlichere Sprache. Von 25 August bis 30 September beträgt der Bonus für die “freiwillige” Verpflichtung insgesamt 3 Millionen Rubel (Größenordnung 30.000 Euro), aus staatlichen, regionalen und städtischen Töpfen:

Wie sagte doch Sonnhild Thiel vom Friedensbündnis Karlsruhe so treffend: “Im Krieg liefern die Waffen die Reichen, die Armen liefern die Leichen.” Bei so einer Summe muss mann nicht sehr arm sein, um in Versuchung zu kommen, zum Soldat (Mörder) zu werden.

Es gibt aber natürlich nicht nur Krieg in den lokalen Medien. Wobei manche Wirtschaftsthemen auch mit dem Krieg zusammenhängen. Ich bin immer wieder fasziniert, wieviel Vermögen in der Ukraine konfisziert wird, z.B. hier die Auktion eines Unternehmens, das einem russischen Oligarchen gehörte. (Bericht Suspilne Winnyzja). Und bei Berichten über Bestechung, Veruntreuung oder nicht deklariertes Vermögen (Bericht Ukrinform Mangel-Sanierung, Bericht Suspilne Winnyzja) geht es gelegentlich um Geld aus dem Ausland, das ohne den Krieg auch nicht fließen würde.

Das Leben geht in beiden Partnerstädten weiter, trotz Krieg. Deshalb zum Abschluss noch eine Wohlfühlnachricht, aus Krasnodar, Abteilung Fußball: Krasnodar ist Meister geworden, zum ersten Mal (Bericht Meduza) Ich weiß nicht, ob es eine Fan-Partnerschaft Karlsruhe-Krasnodar gab oder noch gibt, aber so eine Wohlfühlnachricht würde ich dem KSC auch gönnen.


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