“Über Geld…

… redet man nicht, das hat man” , ist das immer noch ein Motto bei reichen Leuten? Keine Ahnung. Aber mir fällt auf, dass in meiner täglichen ukrainischen Presseschau Finanzen kein so prominentes Thema sind.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Menschen in der Ukraine existentiellere Sorgen haben als Sprit-Preise in der Urlaubszeit oder den Zusammenhang zwischen Mehrwertsteuer und Menü im Restaurant.

Geld fehlt nicht ganz in der Berichterstattung, die finanziellen Hilfspakete aus den USA, anderen G7- und EU-Ländern werden lobend berichtet. Neulich wurde außerdem auf 1plus1 ein Zentralbanker interviewt, ob das auch alles so klappt mit der Währung. Und dann gibt es noch die regelmäßig ergänzte Rechnung, wieviel Reparationen die russische Regierung nach dem Sieg wird leisten müssen.

Geld kommt also schon vor. Aber für mich erstaunlich unaufgeregt. So ein Krieg ist neben allen anderen viele, viel wichtigeren Schrecknissen teuer.

Sehr teuer: Offensives und defensives Kriegsgerät nebst Munition, Sold, medizinische Versorgung der Truppe, Invaliden-, Witwen und Waisenrenten, Infrastruktur und Logistik… Und das sind nur die militärischen Ausgaben. Dazu kommen die Schäden an der zivilen Infrastruktur und Einnahmeverluste, weil Firmen, die weniger oder nicht arbeiten keine Steuern zahlen.

Kriege gehören zu den zuverlässigeren Methoden, eine Staatspleite auszulösen.

Überraschend, dass es kaum entsprechende Ängste in der ukrainischen Presse gibt. Aufregung um Kriegsgewinnler:innen und Korruption ja, z.B. die 17 Hryvnia-Eier der Armee, z.B. ein Rücktritt wegen einem fetten Budget für ein Holodomor-Museum statt besserer prothetischer Versorgung für Veteran:innen.

Aber keinerlei Panik, dass der Regierung das Geld für Munition, Luftabwehrraketen, Sold oder Renten oder Löhne ausgehen könnte.

Über Geld redet man nicht, Geld hat man?


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