Putigan und Erdoin

Der russische Präsident Putin kommt öfters in unserer Medienberichterstattung vor als der türkische Präsident Erdogan, darin unterscheiden sich beide Politiker. Außerdem natürlich hinsichtlich der NATO-Mitgliedschaft der von ihnen regierten Ländern. Ansonsten gibt es viele Gemeinsamkeiten:

Beide gehören derselben Generation an, sind echte Boomer. Beide regieren große Länder autokratisch, auf Basis einer reaktionären Ideologie. Beide dulden Opposition im Allgemeinen allenfalls in den engen Grenzen der Irrelevanz und Unabhängigkeitsbewegungen, z.B. von Kurd:innen oder Tschetschen:innen überhaupt gar nicht. Duck.ai fasst das heute auf Anfrage “Vergleich Putin Erdogan” so zusammen:

duck.ai Vergleich Putin Erdogan

Ja, als Feministin und Pazifistin interessieren mich spezifische Aspekte, aber bei denen kann mir die KI nicht helfen.

Ich bin keine Putin-Versteherin, ich habe nichts gegen Putin-Kritik. Gegen Waffenlieferungen und gegen Armeen, gegen die Illusion militärischer Macht zu sein bedeutet ganz bestimmt kein Verständnis ausgerechnet für Putin, seine Ideologie und seine Politik.

Ich rege mich auf, wenn an Erdogan nicht die gleichen Maßstäbe angelegt werden. Statt Sanktionspaket 19 gibt es immer noch das EU-Türkei-Abkommen.

Bei so viel Realpolitik fällt mir doch sofort das inzwischen als gar nicht existierend entlarvte Hundesohn-Zitat des US-Präsidenten Roosevelt über Somoza, den damaligen Diktator von Nicaragua, ein: “Er mag ein Hundesohn sein, aber er ist unser Hundesohn.” Ich beleidige nicht, sondern formuliere positiv:

So lange die Türkei unter Erdogan in der NATO sein kann, ist auch eine Wiederbelebung der NATO-Russland-Grundakte von 1994 und des NATO-Russland-Rats von 1997 auch mit einem autokratisch regierten Russland nur eine Frage der gerade realpolitisch priorisierten Umstände.

Können bitte alle Kriegstreiber:innen aufhören, mich mit dem Märchen von der NATO-Wertegemeinschaft zu belästigen?

Das ist heute ebenso unglaubwürdig wie damals, als es angeblich um die Rettung der afghanischen Frauen und Mädchen vor den Taliban ging. Ja, vor den Taliban, mit denen jetzt die Bundesregierung Abschiebeflüge vereinbart.

Nix gegen Realpolitik, ich bin Sozialdemokratin. Aber bitte ehrlich, ohne Pathos.


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