Wer immer schon mal verstehen wollte, warum unter anderem der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius so scharf auf Aufrüstung zwecks militärischer Abschreckung Russlands ist, schaut am besten beim Institut Zarenburg vorbei. Über dessen Direktor Alexander Gelevitch Dugin wurde in deutschen Medien unter anderem 2022 aus Anlass der Ermordung seiner Tochter berichtet.
Aktuell veranstaltet das Institut Zarenburg eine Konferenz “Russland 2050. Zukunftsforum“, auf dem u.a. der russische Außenminister Sergei Wiktorowitsch Lawrow spricht. Also offensichtlich keine staatsferne Veranstaltung.
Im gleichzeitig veröffentlichten Leitbild zur “Russland 2050. Zukunftsvision” findet sich unter Punkt 13 diese Ankündigung:
Россия является суверенной державой, проводящей по-настоящему независимую внутреннюю и внешнюю политику. Все территории бывших Российской Империи и Советского Союза входят в зону жизненно важных интересов и исключительного влияния России. Существование на этих территориях русофобских, враждебных России и её народу политических режимов полностью исключено. Помимо стран бывшего СССР, в созданный Россией макрорегион входят часть стран Центральной и Восточной Европы, Ближнего Востока, а также отдельные страны Африки и Латинской Америки.
Grob mit meinen bescheidenen Mitteln übersetzt steht da:
Russland ist eine souveräne Macht, die eine wirklich unabhängige Innen- und Außenpolitik verfolgt. Alle Gebiete des ehemaligen russischen Reiches und der Sowjetunion gehören zum vitalen Interessen- und exklusiven Einflussgebiet Russlands. Zu der von Russland geschaffenen Großregion gehören neben den ehemaligen Ländern der Sowjetunion einige mittel- und osteuropäische Länder, sowie einzelne lateinamerikanische und afrikanische Ländern.
Nicht nur in den baltischen Staaten und in Finland fragen sich Menschen, die das lesen, wann sie an der Reihe sind und die russische Armee einen Invasionsversuch startet.
Auf diese Art von aggressiven Zukunftsvisionen hat sich der NATO-Generalsekretär am 13. Januar 2025 bezogen, als er uns geraten hat, entweder in Militär zur investieren oder russisch Lehrbücher anzuschaffen.
Als Pazifistin und Verfechterin der sozialen Verteidigung lerne ich tatsächlich fleißig russisch und ukrainisch. Aber nicht, um reaktionären Autokraten aller Herren Länder nach dem Mund zu reden. Sondern um mich zu informieren.
Und um hoffentlich bald auf russisch und ukrainisch argumentieren zu können, was faul und unmenschlich ist an den scheußlichen ethno-nationalistisch-rassistischen und natalistisch-sexistischen Visionen der Dugins dieser Welt.
Um mich ihr ihrer Muttersprache mit russisch und ukrainisch sprechenden Leuten verständigen zu können, die das genauso sehen.
Ich hatte Glück und durfte im liberalen tiefen Westen Europas aufwachsen. Dafür bin ich dankbar, es hat mir viele Chancen eröffnet. Als Gegenleistung für dieses Glück (und als Gegenteil des westlichen, z.B. anglo- oder frankophonen Kulturimperialismus) lerne ich zwei Sprachen des europäischen Ostens. Russland (und die Ukraine, aber das ist heute nicht mein Thema) brauchen so viele liberale und progressive Stimmen wie möglich.
Militärische Konfliktlösungen sind keine. Aber Wegschauen hat noch nie geholfen.
Leave a Reply