Remitauncles

Internationale Solidarität gerne, kann etwas Geld entbehren, aber bitte ganz ohne den Verwaltungsaufwand, den auch niedliche kleine Organisationen nicht vermeiden können? Auch das geht heutzutage, das globale Dorf des Internetzeitalters macht es möglich.

#Remitauncle ist P2P (Peer-to-Peer) Solidarität. Covid 19 und die ungleich dramatischere Betroffenheit der Menschen im globalen Süden, denen kein reicher Sozialstaat durch die Pandemie-bedingte Wirtschaftskrise hilft, gab für viele den Anstoß, FreundInnen und Bekannten einmalig oder regelmäßig Geld zu schicken.

Sog. Remittances-Platformen machen solche Überweisungen sicher, einfach, schnell und billig. Für relativ wenig Gebühren kommt das Geld der Remit-Tanten (aunts) und -Onkel (uncles) direkt bei denen an, die es Dringender brauchen.

Wie werde ich Remitauncle?

Wie Remitauncles ihre Nichten und Neffen kennengelernt haben, ist so bunt wie das Leben. Hier nur einige Beispiele:

“Mein Fahrer beim letzten Thailand-Urlaub, dessen Nummer ich noch auf dem Handy hatte. Ohne Tourismus hungert er, und seine ganze ausgedehnte Familie mit ihm.”

“Die Verwandtschaft des ehemaligen Kommilitonen, mit dem ich gelegentlich auf LinkenIn plaudere. Er stößt Grenzen seiner eigenen finanziellen Möglichkeiten, zu viele in seinem Herkunftsort sind seit Covid in Not geraten.”

“Die supernette Rezeptionistin, die mir nach dem Safari-Urlaub das Durcheinander mit den Taxi- und Flug-Umbuchungen für die Verlängerung sortiert hat. Jetzt ist das Hotel zu und sie arbeitslos. So was wie Kurzarbeit oder Arbeitslosengeld gibt es dort nicht.”

“Ursprünglich ging es mal um Trivialliteratur, und warum bei Science Fiction die Aliens so oft in den USA und so selten in Africa landen, obwohl doch Lagos mindestens so schick ist wie New York. Inzwischen haben sich daraus Freundschaften entwickelt. FreundInnen hilft mensch, wenn das Schicksal zuschlägt.”

“Ich war gegen ihre Abschiebung und habe beim Papierkram geholfen. Nachdem sie jetzt nun mal dort, die Starthilfe aufgebraucht und die Familie sauer ist, kann ich sie doch nicht hängen lassen.”

Wer sollte nicht Remitauncle werden?

Der Nachteil an direkter Solidarität ist die von keiner fürsorglichen Verwaltung gefilterte Konfrontation mit u.U. auch lebensbedrohlichen Schicksalsschlägen, z.B. schwere Krankheit ohne Anspruch auf medizinische Versorgung.

Ein Minimum an Dickfelligkeit ist ein Must-Have, sonst sprengt diese Form der Solidarität schnell die eigenen emotionalen und/oder finanziellen Möglichkeiten.

Wie äußert sich diese Dickfelligkeit konkret? Zum Beispiel so:

  • Finanziellen Umfang von Anfang an festlegen, klar kommunizieren und unbedingt einhalten.
  • Keine falschen Hoffnungen wecken und unrealistischen Wünschen, z.B. nach Hilfe für ein Schengen-Visum, sofort und unmissverständlich widersprechen.
  • Vorsicht mit den eigenen Daten. Wie bei allen online Beziehungen lieber unhöflich erscheinen als zu viel Preis geben.

Wichtig ist deshalb eine gemeinsame Sprache, einigermaßen fließend. Wer sich nur mühsam verständigen kann, riskiert zu viele Missverständnisse und Enttäuschungen, auf beiden Seiten.

Noch Fragen – Lust auf Austausch?

Remitauncles haben immer viel zu erzählen. Wer regelmäßig überweist ist ganz anders in den Alltag seiner Remit-Nichten und -Neffen eingebunden als klassisch Spendende. remitaunt@kafis.org freut sich auf Deine Nachricht.

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